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FOR THE STUDY OF DISSOCIATION
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ISSD-D

Aktuelles

ISSD-D - Behandlungsrichtlinien


ISSD-Richtlinien für die Behandlung der Dissoziativen Identitätsstörung (Multiple Persönlichkeitsstörung) bei Erwachsenen
Neufassung 1997

I. Diagnostik

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Eine genaue klinische Diagnosestellung der dissoziativen Störungen, evtl. ergänzt durch standardisierte Tests (die das klinische Urteilsvermögen der erfahrenen TherapeutIn nicht ersetzen, wohl aber zusätzliche Informationen bieten kann, die entscheidend zur Diagnosestellung und / oder angemessenen Behandlungsplanung beitragen mag) ermöglicht eine frühzeitige und angemessenere Behandlung. Eine sorgfältige Untersuchung der KlientIn auf ihren geistig-seelischen Gesamtzustand sowie dissoziative Symptome ist ein wesentlicher Bestandteil des diagnostischen Vorgehens. Insbesondere sollte die KlientIn hinsichtlich folgender Bereiche befragt werden: Amnesien, Fugue-Episoden, Erfahrungen der Derealisation und Depersonalisation, der Identitätskonfusion und / oder Identitätsalteration (Steinberg, 1995), Altersregression, autohypnotischer Erfahrungen, dem Hören (innerer) Stimmen (Putnam, 1991).

Screening-Instrumente wie der DES, deutsch: FDE (Bernstein & Putnam, 1995) der Dissociation Questionaire DIS-Q (Vanderlinden & Vandereycken, 1995) und informelle Interview-Leitfäden (Loewenstein, 1991, deutsche Version in Vorbereitung) helfen dabei, KlientInnen zu identifizieren, die möglicherweise eine dissoziative Störung haben. Einige Forscher weisen darauf hin, daß psychologische Tests wie etwa der Rorschach-Test, dabei behilflich sein können, die Persönlichkeitsstruktur der KlientIn zu verstehen (Armstrong, 1991), während andere festgestellt haben, daß solche Testverfahren wie der MMPI und der WAIS-R eher zu Fehldiagnosen dissoziativer Störungen führen (Bliss, 1984; Coons & Sterne, 1986). Sowohl Screening-Instrumente wie psychologische Testverfahren sind jedoch nicht in der Lage, eine definitive Diagnose dissoziativer Störungen zu erstellen, sondern dazu sind weitere diagnostische Gespräche durch erfahrene KollegInnen mit den KlientInnen notwendig, bei denen eine dissoziative Störung vermutet wird.

Strukturierte Interviews zum Aufspüren dissoziativer Störungen sind jetzt international (leider noch nicht auf deutsch) erhältlich und können dazu verwandt werden, Erstdiagnosen zu stellen bzw. die Diagnose einer TherapeutIn zu bestätigen. Dazu gehört vor allem das Structured Clinical Interview for DSM-IV Dissociative Disorders-Revised (SCID-D-R) (Steinberg 1994 a, 1994b), das einer TherapeutIn erlaubt, systematisch den Schweregrad spezifischer dissoziativer Symptome und Störungen zu evaluieren und zu dokumentieren, sowie der Dissociative Disorder Interview Schedule (Ross, 1989, deutsche Version wird derzeit validiert), ein hochstrukturiertes Interview zur Diagnose dissoziativer und anderer, verwandter und co-morbider (Anm. der Übersetzerin: Im Original „psychiatric“, hier präzisiert zu „verwandter und co-morbider...“.) Störungsbilder. Untersuchungen mit diagnostischen Interviews zeigen, daß die Diagnose DIS jetzt ebenso zuverlässig getroffen werden kann wie jede andere psychiatrisch relevante Diagnose, für die es ein strukturiertes Interview gibt.

Die Existenz einer DIS kann sich auch unerwartet während hypnotherapeutischer Behandlung einer anderen Störungsform herausstellen. KlientInnen mit DIS, die mithilfe von Hypnose diagnostiziert wurden, unterscheiden sich hinsichtlich der diagnostischen Kriterien für die Störung sowie ihrer Symptome nicht von DIS-KlientInnen, die ohne die Anwendung von Hypnose diagnostiziert wurden (Ross & Norton, 1989). Wenn alternative diagnostische Verfahren nicht zu einer definitiven Schlußfolgerung geführt haben, oder in dringenden Situationen, wenn die rasche Erstellung einer Diagnose sich als medizinisch notwendig erweist, kann Hypnose hilfreich sein. Ein solches Verfahren sollte von TherapeutInnen angewandt werden, die darin eine Ausbildung haben, und es sollte vermieden werden, suggestive Fragen zu stellen.

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