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Aufsätze - Satanismus und Ritueller Mißbrauch
Aktuelle Entwicklungen und Konsequenzen für die Jugendhilfe
Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendschutz Hamburg e.V.
- Dokumentation einer Fachtagung -
Ingolf Christiansen



Teil 1weiter

Satanismus

Vorwort

In der gegenwärtigen "religiösen und weltanschaulichen Randszenerie" stellt der Satanismus sicherlich den schillerndsten und spekulativsten Bereich dar. Es vergeht kaum ein Tag der Woche, an dem nicht der Teufel in Fernseh- oder Rundfunkprogrammen, in irgendeiner Zeitung oder Illustrierten zum medienwirksamen Gegenstand öffentlichen Interesses gemacht wird. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß parallel zur zunehmenden Thematisierung von Satan, Teufel und Luzifer in den Medien auch die Unwissenheit und Verwirrung über die Erscheinungsformen des Satanismus in der öffentlichkeit zu-, aber gleichzeitig das sachliche Reflektieren über geeignete Präventionsmaßnahmen abnimmt.

Hier wird man, hoffentlich nicht vergebens, an die Verantwortung der Medien für eine sachgerechte Berichterstattung, frei von jeglicher Sensationsgier und Effekthascherei, appellieren müssen. Es wäre allerdings blauäugig zu glauben, ein Appell würde alle Probleme der Berichterstattung über Satanismus auflösen. Medien werden immer eine Vielzahl von - auch sachgerechten - Informationen zusammenfassen, komprimieren und publikumswirksam aufbereiten. Die Gefahr besteht, daß in ihrer Berichterstattung nicht nur "Trends" aufgenommen und verarbeitet, sondern in erster Linie es zur "agenda-setting function of the press" kommt, d.h. "Trends" produziert werden (s. Aufsatz von Dr. U. Müller "Zur Konstruktion von Wirklichkeit" in "Jugend & Gesellschaft", 4, 1988).

Nicht nur die Medien können eine "Trendsetterfunktion" ausüben. Auch die Experten werden ihren Dienst und ihre Arbeitsweise einer sorgsamen Selbstreflexion und Supervision unterziehen müssen. Naturgemäß kann es nicht die Aufgabe kirchlicher und staatlicher Sektenexperten oder Experten von "Betroffenen"- und "Eltern-Initiativen" sein, bis ins letzte i-Tüpfelchen sozialwissenschaftlich gedeckte Aussagen, wenn es die denn schon im ausreichenden Maße für den Bereich Satanismus geben würde, zu machen. Es geht vielmehr darum, das berechtigte Anliegen nach Schutz und therapeutischer Hilfe für die Involvierten und Aussteiger und die immunisierende Aufklärung für die "Noch-nicht-Betroffenen" vor Augen zu haben. Um diese Aufgabe effizient erfüllen zu können, wird in geeigneter Art und Weise auch die Zusammenarbeit mit den Medien zu suchen sein.

In Gesprächen mit und Beratungen von Jugendlichen und Erwachsenen tritt häufig ein anderes Problem zu tage. Oft wird man mit "überhöhten, märchenhaften Erzählungen" konfrontiert, so daß die Klärung und das Herauslösen des tatsächlich Geschehenem von der Phantasie und der oft zu beobachtenden Wahrnehmungsverschiebung der Involvierten oder Sekundär-Betroffenen viel Zeit und Anstrengung in Anspruch nimmt. Auch ist bei einer Anzahl von "Beratungsuchenden" eine psychopathologische Auffälligkeit zu konstatieren.

Wieviel an Wahrheit steckt in den oft unglaublichen Berichten von Aussteigern und "Noch-Involvierten" über rituelle Praktiken? Was ist von den Funden angeblich rituell geschächteter Tiere zu halten? Gibt es Rituellen Mißbrauch oder sogar "Menschenopferungen" in der Bundesrepublik? Welche Auswirkungen hat das Verletzen der "Arkandisziplin"? Wie kann man sich mit einer "Satanssekte" einlassen und in ihr involviert werden? Das sind die häufigsten der unsystematisch gestellten Fragen in vielen meiner Vorträge und Beratungen.

Mit diesen Ausführungen soll der Versuch unternommen werden, den Satanismus phänomenologisch (weniger historisch, denn dafür gibt es genügend gute und informative Abhandlungen auf dem Markt - s. Literaturhinweise am Ende) wahrzunehmen und Verstehenshilfen für den eigenen Umgang mit dieser Thematik anzubieten. Dabei ist zu berücksichtigen, daß der Autor als "Weltanschauungsbeauftragter in der Ev.-luth. Landeskirche Hannovers" ein theologisch-apologetisch geprägtes Vorverständnis mitbringt.

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